Künstliche Intelligenz: Zwischen Hype, Hoffnung und harter Realität

Doğan Uçar
Künstliche Intelligenz: Zwischen Hype, Hoffnung und harter Realität

Die Debatte um Künstliche Intelligenz (KI) ist allgegenwärtig – auch im Zusammenhang mit Überwachung. Ob im Alltag, in der Politik oder am Arbeitsplatz – KI bestimmt die Schlagzeilen und polarisiert. Doch wie viel Substanz steckt hinter den großen Versprechen? Und welche Risiken müssen wir ernst nehmen? In diesem Beitrag fasse ich aktuelle Erkenntnisse aus drei spannenden Artikeln und frische Recherchen zu den jüngsten Entwicklungen in Europa zusammen.

KI: Was sie kann – und was nicht

Der KI-Forscher Prof. Ralf Otte bringt es im Interview mit dem Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung auf den Punkt: KI ist stark – aber nicht grenzenlos. Sprachmodelle wie ChatGPT haben beeindruckende Fähigkeiten, doch sie bleiben letztlich mathematische Systeme mit Fehlerquoten, die sich nie vollständig eliminieren lassen.

Besonders deutlich wird das beim autonomen Fahren: Während Level-3-Systeme (teilautonom) längst Realität sind, ist vollautonomes Fahren (Level 5) ein Mythos. Gründe sind nicht nur technische, sondern auch energetische Hürden: Autos mit Hochleistungs-KI verbrauchen bis zu 5000 Watt – ein Vielfaches menschlicher Gehirnleistung.

Spannend, aber auch besorgniserregend: Die Forschung arbeitet bereits an physikalischer, chemischer und sogar biologischer KI – mit Nervenzellen oder Pilzen. Hier stellt sich die ethische Frage, ob und wie man mit fühlenden Systemen umgehen darf.

Quelle: Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung

KI in der Überwachung: Mönchengladbach als Testlabor

In Mönchengladbach läuft derzeit ein Pilotprojekt, das Radarsensoren mit KI verknüpft, um an Bahnhöfen gefährliche Situationen wie Schlägereien oder hilflose Personen zu erkennen. Der Clou: Statt klassischer Videoüberwachung kommen anonymisierte Radardaten zum Einsatz.

Die Vorteile liegen auf der Hand: weniger Eingriff in die Privatsphäre, höhere Robustheit bei schlechten Wetterbedingungen und gleichzeitig ein Plus an Sicherheit. Noch ist die Polizei nicht direkt angebunden – zunächst wird getestet, ob die KI zuverlässig funktioniert.

Quelle: heise online

KI am Arbeitsplatz: Überwachung in der Kantine und im Büro

Wer denkt, KI-Überwachung betrifft nur Hochtechnologie-Industrien, irrt. In Restaurants messen Algorithmen längst, wie viel Umsatz Kellner machen und wie schnell sie bedienen. Im Büro liefern Tools wie Salesforce oder Office 365 Leistungsdaten und setzen Beschäftigte unter Druck – oft ohne ihr Wissen.

Der britische Forscher Steven Rolf schätzt, dass bereits ein Drittel der Beschäftigten in Europa von algorithmischem Management betroffen ist. Das birgt Risiken: Fehlbewertungen, psychische Belastung und ein schleichender Autonomieverlust.

Positiv betrachtet kann KI auch helfen, Schulungsbedarf zu identifizieren oder repetitive Aufgaben zu übernehmen. Die EU-Plattformarbeitsrichtlinie setzt hier erste Schutzmechanismen, und Deutschland plant ein eigenes Beschäftigtendatenschutzgesetz.

Quelle: tagesschau.de

Europa regelt KI: Der EU AI Act

Europa hat mit dem EU AI Act das weltweit erste umfassende Regelwerk für Künstliche Intelligenz – insbesondere im Zusammenhang mit geschaffen. Seit August 2024 gelten erste Regeln, bis 2027 werden alle Bestimmungen schrittweise umgesetzt. Verboten sind künftig unter anderem Social Scoring und diskriminierende KI-Systeme.

Doch es gibt Kritik: Start-ups beklagen hohe Bürokratielasten, Kreative bemängeln urheberrechtliche Lücken bei generativer KI. Ein „Code of Practice“ soll helfen, die Umsetzung zu erleichtern. Gleichzeitig plant die EU milliardenschwere Investitionen in eigene KI-Produktionskapazitäten.

Quellen:
EU-Parlament | Reuters | The Guardian

Fazit: KI als Chance – aber mit Verantwortung

In einem ersten Beitrag sind wir auf KI und Arbeitsmarkt eingegangen. KI ist ein mächtiges Werkzeug, das unsere Welt verändern wird. Doch der Weg in die Zukunft braucht Augenmaß, Regeln und eine klare ethische Linie. Europa setzt hier wichtige Zeichen, aber Regulierung allein reicht nicht: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen gemeinsam definieren, wo die Reise hingehen soll.

Ob in der Verwaltung, am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Raum: Wir alle sind gefragt, kritisch hinzusehen, wo KI sinnvoll eingesetzt wird – und wo sie uns mehr schadet als nützt.